Sie steckt das Telefon in ihre Handtasche, wirft diese achtlos auf den Rücksitz. Wieder einmal.....zu viel Hoffnung von ihrer Seite.

Sie steigt ins Auto, startet den Motor, parkt aus und fährt langsam los. Hinaus aus der Stadt. Auf die Autobahn. Gas geben.

Musik. Das Radio aufdrehen. Einen Sender suchen. Oder doch lieber die Cd mit der Musik von Norah Jones. Ganz laut.

Sie summt mit, während ihr die Tränen über das Gesicht laufen.

Wieder einmal spürt sie ihre Grenzen. Fühlt sich unwirklich, alleine, einsam.

Ihr Mann. Gefangen in seinen eigenen Grenzen, in seinem altgewohnten inneren Zuhause. Unempfindsam für Veränderungen an ihr. Lebt sein Leben, so recht und schlecht. Zufrieden - ja, so könnte man es wohl sagen.

Die Tochter. Geht ihre eigenen Wege, lässt sich von Vater und Mutter kaum noch etwas sagen. Spinnt ihre eigenen Gedanken. Es tut weh, was soll aus ihr werden, sie ist so wehmütig und schwermütig wie sie selber es ist.

Der Sohn. Bereits erwachsen. Selbständig. Verliebt. Standfest. Grundsolide. Hat es eindeutig besser, richtiger gemacht als sie es je vermochte.

Der Vater. Nur nicht an ihn denken. Er wird es nicht aushalten. Nicht ertragen. Daran endgültig zerbrechen. Ein Schlag zu viel.

Nicht denken. Nicht an ihn denken. An niemanden denken. Überhaupt nicht mehr denken. Alles hinter sich lassen. Ohne sich umzudrehen.

Sie ist so müde. Schlafen. Sofort. Schlafen ist auch gleichzusetzen mit nicht denken müssen.

Sie schließt die Augen.

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Im Wagen hinter ihr ein Mann. Steigt auf die Bremse. Hält endlich an. Starrt fassungslos auf das Blechknäuel am Brückenpfeiler.

Und er hört nur mehr diese unendliche Stille.